Schachtausprägungen

Ausgehend von der Kategorisierung und detaillierten Durchplanung der identifizierten häufigen Badezimmertypen konnten verschiedene Schachtausprägungen abgeleitet werden, die in sehr vielen Badezimmergrundrissen Anwendung finden können und daher einen wichtigen Beitrag zur TGA-Modularisierung und Standardisierung von Installationskomponenten darstellen.

Der Hauptschacht befindet sich grundsätzlich hinter dem WC bzw. hinter dem Waschbecken, wenn kein WC vorhanden ist. In einem Fall wurde der Hauptschacht neben der Badewanne situiert um eine flächeneffiziente Badezimmerlösung zu erhalten. Diese Schachtpositionen erlauben einerseits die Zugänglichkeit der Installationsbereiche über Revisionstüren (z.B. neben/über dem WC, bzw. unter dem Waschbecken/hinter dem Spiegel) da es sich um keine spritzwasserbelasteten Bereiche handelt. Andererseits kann das WC so über eine sehr kurze Leitung direkt an den Fallstrang angebunden werden. Diesem Grundsatz der kurzen Leitungslängen folgend, sind die Heizungssteigleitungen grundsätzlich nicht im Hauptschacht angeordnet, sondern in einem separaten Heizungsschacht an der Gangwand. Dadurch befinden sie sich an einem zentralen Ort in der Wohnung, was die Leitungslängen positiv beeinflusst. Zudem kann der Heizungsverteiler direkt am Heizungsschacht in der Gangwand positioniert werden. Eine Miteinbindung des Heizungsverteilers in die Abdichtung auf der Rohdecke des Badezimmers wird damit ebenfalls einfach möglich, was eine weitere wichtige Maßnahme zum Feuchteschutz der Holzkonstruktion darstellt. Die Schachtausstattung der Hauptschächte hängt von der Art der Warmwasserbereitung ab. Bei zentraler Warmwasserversorgung sind die Hauptschächte wie folgt belegt: Abluft Bad (bzw. auch WC), Trinkwasser kalt, Trinkwasser warm, Trinkwasser warm Zirkulation, Abwasser, Notentwässerung. Wird das Warmwasser dezentral erzeugt (z.B. Boiler im Bad) können die Schächte entsprechend kleiner ausfallen, da die beiden Warmwassersteigleitungen nicht notwendig sind. [1]

Den Rohrleitungsdimensionierungen liegt ein 4-geschossiges Gebäude (4 gleiche Bäder/WCs übereinander) sowie die entsprechenden österreichischen Normen zugrunde. Die Schächte sind aus Brandschutzgründen [2], aber auch aus Gründen der besseren Abdichtbarkeit, geschoßweise geschottet. Zur Erhöhung des Feuchteschutzes der Holzkonstruktion in diesen hochinstallierten Bereichen wird die Abdichtung auf der Rohdecke in den Schachtbereich (wie auch in den Vorsatzschalen- bzw. Installationswandbereich) gezogen. Entscheidend für die Dichtigkeit der Abdichtung sind das richtige Andichten bzw. der entsprechende Platzbedarf dafür rund um die Steigleitungen bzw. rund um das Abwasserfallrohr. Durch das Abdichten der Schachtbereiche kann eine Schadensausbreitung, wie sie sonst oft über mehrere Geschosse vorkommt, wirksam verhindert werden. Zudem ist zur raschen Ableitung im Falle eines Wasserschadens eine Notentwässerung im Schachtbereich in den Installationskonzepten integriert. Die Notentwässerung lässt auch eine Schadensdetektion zu (nicht direkt an den Abwasserfallstrang angeschlossen) und kann zusätzlich durch Sensorik unterstützt werden. Bei den gezeigten Installationskonzepten wird ein Abstand zwischen den Steigleitungen von 10 cm zum fachgerechten Abdichten aber auch zum Aufbringen der Rohrdämmung [3] eingehalten. Die dichte Einbindung des Abwasserfallstrangs stellt üblicherweise ein Problem dar, da Abzweiger über die Abwässer von Duschen oder Badewannen in den Fallstrang geleitet werden, oft sehr tief im Bereich der Rohdeckenoberkante und damit in der Abdichtungsebene liegen. Dichtmanschetten müssen allerdings an ebenen Rohren anliegen und nicht im Bereich von Abzweigern oder Muffen. Alternativ einsetzbare Flüssigkunststoffe haften oft nicht oder nicht gut auf Rohrleitungsmaterialien aus diversen Kunststoffen. Daher wurde für solche Situationen im Projekt «CLT_Plumbing_Design» eine Lösung mit Deckensprung im Schachtbereich entwickelt (siehe 3D Modelle der Installationskonzepte bzw. Leitdetailkatalog). Die Abdichtungsebene wird im Schachtbereich dadurch abgesenkt und ein Andichten unterhalb des Dusch-/Badewannenabzweigers am ebenen Rohr auch mittels Dichtmanschette möglich. Maßgebend für die Positionierung der Rohre im Schacht ist das WC bzw. das Abwasserfallrohr und die verfügbaren Rohrbögen und Abzweiger dazwischen. Um tatsächlich in der Praxis baubare Lösungen zu generieren, wurden die BIM-Modelle mit BIM-Objekten von Geberit basierend auf realen Produkten dieses großen Herstellers von Installationsprodukten modelliert. [1]


[1] , Fortmüller, P., Silly, G., Matzler, D., Thiel, A., Schickhofer, G., Monsberger, M.: Concepts for timber-specific MEP installations and sealings in bathrooms of multi-story residential buildings. In Proceedings of International Structural Engineering and Construction 11(2) 2024 Developing Materials and Structures for Sustainable Engineering. Fargo: ISEC Press 2024.
[2] TRVB 110 B: Brandschutztechnische Anforderungen bei Leitungen und deren Durchführungen. Österreichischer Bundesfeuerwehrverband 2015.
[3] ÖNORM H 5155: Wärmedämmung von Rohrleitungen und Komponenten in haustechnischen Anlagen. Wien: Austrian Standards Institute 2013.